Heute treffen sich die 18 bis 20 jährigen Jahrgänger am Pfingstmontag, um morgens am
gemeinsamen Pfingstgottesdienst teilzunehmen. Hier stellt sich der Pfarrer auf die Jahrgänger
und deren großes Ereignis ein und segnet Reiter und Pferd. Danach ist Treffpunkt für alle, um
sich für den Umzug, das Pfingstspiel und den anschließenden Ritt vorzubereiten. Hier werden
die Jahrgänger in die verschiedenen historischen Gewänder eingekleidet. Für diejenigen, die
nicht mit reiten und keine Figur darstellen, gilt die "Jahrgängertracht" - schwarze Hose,
schwarze Schuhe, weißes Hemd und rote Samtschleife. Im Gegensatz zu früher begleiten
die Jahrgängerinnen (Pfingstdamen) den Umzug heute ebenfalls in historischen Kleidern.
Für alle Teilnehmer ist um 12.30 Uhr Treffpunkt im Mönchhof beim Feuerwehrhaus. Pünktlich
um 13.00 Uhr setzt sich der Umzug, begleitet von Wurmlinger Vereinen, angeführt vom
Musikverein in Gang. Die Umzugsstrecke verläuft entlang der Unterjesinger Straße,
Bricciusstraße, Lindenstraße bis zum Reitplatz unterhalb der Wurmlinger Kapelle. Auf dem
Weg dorthin legen die Reiter beim Gasthaus Adler die erste kurze Pause für einen Umtrunk ein.
Ernst Meier berichtete:" Hierzu vereinigen sich etwa 20 erwachsene ledige Burschen und kleiden
sich am Pfingstmontag in weiße feine Hemden und weiße Beinkleider mit neuen
schönen Hosenträgern.
Einen weitem Anzug erhält der Oberleib nicht. Der Kopf bleibt bei den Meisten unbedeckt.
Sodann legen sie eine rothe Schärfe (Schärpe), an der ein Säbel hängt, um die Hüfte."
Er beschreibt 1852 folgende Figuren: den Platzmeister, den Korporal, den Maienführer,
den Mohrenkönig, den weißen Mann, den Koch, den Kellermeister, den Doktor Eisenbart,
den Henker und den Pfingstbutz.
Nach 1949 beschrieb sich diese Zusammenfassung der Personen etwas verändert. Es wird
berichtet von ca. 11 bis 14 jungen Rekrutenjahrgängern (Rekrut: der zur militärischen
Ausbildung eingezogene Soldat) gekleidet in weiße Hemden, schwarze Hosen, rote
Schärpe (später rote Samtschleife) und einen hölzernen Säbel an der Seite, der zu späterer
Zeit nicht mehr auftaucht. 1951 werden die Pfingstfiguren zum ersten Mal in historischen
Kostüme zur Tradition gemacht. So veränderlich wie die Darstellung der Figuren hat sich
auch das Pfingstspiel gewandelt. Aus früheren Zeiten wird erzählt: Nach dem Mittagessen
(Mittagsgottesdienst) wurden die Pferde gesattelt und Zaum und Mähne mit schmalen
seidenen Bändern geschmückt. Die ganze Gesellschaft ritt unter Anführung zweier Trompeter
in den oberen Wald. Dort wurden Eichenzweige (Eichenweiden, Espen oder Buche) geschnitten
und ein ausgewählter Bursche darin von Kopf bis Fuß eingehüllt. Danach wurde der Maien
geschnitten, etwa zehn Fuß lang, geschmückt mit bunten Nastüchern und seidenen Bändern,
und dem Maienführer übergeben.
Danach ziehen sie weiter zum Gasthaus Rössle, wo es wiederum ein Glas Bier gibt. Beides mal wird das Bier vom jeweiligen Gastwirt spendiert. Hierbei wird das Trinklied "Bei Bier und Weibe" angestimmt. Weiter geht der Umzug zum Reitplatz. Mit lauter Stimme verschafft sich der Platzmeister mit seinem Spruch Gehör, gefolgt von den Pfingstreitern hoch zu Ross.
Der wohl spannendste Teil beginnt nun. Alle Reiter aufgestellt entlang einer Startlinie, warten nun auf das Kommando. In vollem Galopp, begleitet durch ein Trompetenkommando, jagen die Reiter nun auf den, von den Pfingstdamen geschmückten Maien zu. Ziel ist es, den Baum mit festem Griff aus einem mit Sägemehl abgesteckten Bannkreis mit ca. fünf Meter Durchmesser zu ziehen.
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Geritten wird höchstens dreimal um die Trophäe. Hiervon ist der erste Ritt
ein Proberitt, um die Pferde an den bunten Maien und die Reitstrecke zu gewöhnen.
Wird der Maien beim zweiten Ritt gefasst, so ist der Wettritt beendet und der
Sieger steht fest. Der dritte und letzte Ritt wird damit hinfällig. Sollte es bei beiden
Wettläufen keinem der Reiter möglich gewesen sein, den Baum zu ergreifen, geht
die Siegestrophäe an den Pfingstbutz. Der Sieger des Wettspiels ist verpflichtet
seinen Jahrgängern ein Fass Bier zu spendieren.
Im Anschluss an den Wettritt begeben sich alle gemeinsam in das Festzelt, in
welchem die Siegerehrung vorgenommen wird. Der Oberbürgermeister der
Kreisstadt Rottenburg und der Ortsvorsteher der Gemeinde Wurmlingen überreichen
gemeinsam dem Sieger einen Wanderpokal, gestiftet von der Gemeinde Wurmlingen.
Alle Jahrgänger und Jahrgängerinnen erhalten von der
Gemeinde zur Erinnerung einen Steinkrug mit dem jeweiligen Jahrgangsemblem.
Seit einigen Jahren erstreckt sich das Pfingstfest über mehrere Tage, begleitet
von verschiedenen Attraktionen. Es ist zwischenzeitlich in Wurmlingen das
wichtigste und größte Fest.
Aus "Wurmliner Pfingstritt", 2003, Recherchiert von Frank Foitzik
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